13.03.2019 | Oldtimerrestauration Ohlinger
In den Händen von Joachim Ohlinger erhält der seltene englische Rennwagen nun wieder seinen Originalzustand. Unzählige Stunden stecken in diesem Restaurierungsprojekt. Denn was der Spezialist und Hobby-Rennfahrer in seiner oberschwäbischen Werkstatt restauriert, muss absolut authentisch sein: „Da kommt nichts Verfälschtes rein. Entweder Originalteile oder, wenn es die nicht mehr gibt, dann ein originalgetreuer Nachbau. Um Teile zu finden, bin ich Tausende von Kilometern jährlich unterwegs.“ Doch die Teile sind es nicht allein: „Ich will die Geschichte hinter dem Fahrzeug wissen und die Menschen treffen, die dahinterstehen.“ 2018 fuhr er extra nach England und traf Bruce Robinson, der in zweiter Generation die Firma Arch Motor betreibt und dessen Vater den Rahmen gebaut hat. „Er hat mir bestätigt, dass die Nummer AM 96 am 9. Februar 1966 an Jack Brabham ausgeliefert wurde.“ Ohlinger hat die Produktionsunterlagen von damals im Besitz und alle Unterlagen bis auf die Zeit vor 1975. Fotos, Serviceberichte, Zeitungsartikel. Zwei dicke Ordner voller Zeitgeschichte, penibel recherchiert: Das ist ein wahrer Schatz.
Jetzt im Frühjahr soll der Brabham wieder renntauglich sein. Dann wird er bei Classic Racing Veranstaltungen mit seiner eleganten schmalen Karosserie in British Racing Green am Start stehen. Joachim Ohlinger freut sich schon auf die zweite Jungfernfahrt. „Als Mechaniker vertraue ich meiner Arbeit, habe aber auch immer Respekt davor, dass etwas kaputtgehen kann. Ich will daher vor einer Fahrzeugübergabe immer genau wissen, wie der Wagen fährt und ob alles zu 100 Prozent funktioniert.“ Joachim Ohlinger hat im Rennsport Erfahrung. Er ist seit 35 Jahren erfolgreich im historischen Motorsport aktiv, fährt bis heute bei Rennen und Rallyes mit: „Ich bin jetzt 63, da brauche ich nicht mehr an die Grenzen gehen. Ich fahre schnell, aber mit einem betont konservativem Stil.“ Bereits seit 46 Jahren restauriert Joachim Ohlinger historische Fahrzeuge. „Ich hatte schon alles in den Fingern, was gut und teuer ist“: Ferrari, Maserati, Alfa P3 bis hin zum Mercedes Silberpfeil.“ Dies ist für ihn „Technik pur“ und er bekräftigt: „Man kann die Technik nachvollziehen und als technisch begeisterter Mensch auch begreifen.“
Das Tagesgeschäft für Joachim Ohlinger sind aber nicht nur die historischen Rennfahrzeuge. Sein Spezialgebiet sind seltene Karossen und aufwändige Technik. Auf seinem Messestand werden drei sehr seltene BMW 328 Oldtimer mit Spezialaufbauten zu sehen sein. Ein BMW Touring aus der Vorkriegszeit, der BMW Veritas K1 von Karl Kling und ein ehemaliges 2+2 sitziges BMW 328 „Coupé“ mit der Bezeichnung „Ameisenbär“, das bei seiner Auslieferung 1936 noch ein offenes Cabriolet war. „Angefangen hat alles mit einem Messerschmitt Tiger, den ich Mitte der Siebziger Jahre für ein paar Mark vor der Verschrottung gerettet habe“. Der Netzwerker Ohlinger hat schnell weitere FMR TG 500 in der damals aufkommenden Sammlerszene ausfindig gemacht, restauriert und wieder verkauft. Vom Verkaufserlös hat der gelernte Fernmeldetechniker sich dann immer wieder ein neues, noch spannenderes Fahrzeug gekauft. Mit seiner Erfahrung hat er sich in die Selbständigkeit gewagt und nebenbei seine Meisterprüfung im Karosseriebau abgeschlossen. Besonders freut ihn, dass er seinem Sohn Nick seine Passion vererben konnte und er sein Wissen und seine Erfahrung an die neue Generation übergeben kann. „Dies beruhigt mich ungemein“, sagt Joachim Ohlinger und er streichelt dabei fast liebevoll über das Sitzkissen des Brabham, unter dem sich der 80 Liter Tank befindet. „Bei einem Unfall gab es damals ganz schnell einen heißen Hintern“, lautete sein abschließender Kommentar.
Der Stand von Ohlinger Classics ist auf der Motorworld Classics Bodensee in der Halle B2 zu finden. www.ohlinger-classic.de
Die Motorworld Classics Bodensee findet von Freitag, 10. bis Sonntag, 12. Mai 2019 auf dem Messegelände in Friedrichshafen statt. Weitere Infos unter www.motorworld-classics-bodensee.de und auf Facebook www.facebook.com/MotorworldClassicsBodensee.